Das Erbe der Rosenthals by Armando Lucas Correa

Das Erbe der Rosenthals by Armando Lucas Correa

Autor:Armando Lucas Correa [Correa, Armando Lucas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Als die Sonne höher stieg, konnten wir die Silhouetten der majestätischen Gebäude Havannas ausmachen. Am Ufer tauchten erst drei Männer auf, dann vier weitere. Nun rannten zehn Menschen Richtung Kai. Wir sind da! Jetzt können sie uns nicht mehr zurückschicken. Meine Freunde und ich hüpften an Deck auf und ab und jubelten. Leo vollführte einen komischen Tanz.

Viele Familienangehörige der Passagiere hatten von der Ankunft der St. Louis gehört, und innerhalb weniger Stunden wimmelte es im Hafen von Menschen. Kleine Barkassen, auf denen sich verzweifelte Verwandte drängten, kamen zu unserem Schiff gefahren, wurden jedoch gezwungen, einen Sicherheitsabstand einzuhalten, da unser Schiff noch unter Quarantäne stand. Die Küstenwache umkreiste uns, als seien wir gefährliche Kriminelle.

Wir wurden über Lautsprecher angewiesen, unsere Papiere bereitzuhalten. Man würde die Gültigkeit unserer Einreiseerlaubnisse prüfen, zusammen mit den anderen Visa.

Walter kam angerannt. Sobald er wieder zu Atem gekommen war, sprudelte er hervor, was er von seinen Eltern gehört hatte: „Sie verlangen eine Sicherheit von 500 kubanischen Pesos von jedem Passagier.“

„Wie viel ist das?“, fragte ich.

„Ungefähr 500 amerikanische Dollar. Das ist unmöglich!“ Leo hatte immer schon einen Sinn für Zahlen gehabt.

Wir hatten das wenige Geld, das uns in Deutschland geblieben war, für den Kauf einiger wertvoller Gegenstände ausgegeben, die wir in Kuba weiterverkaufen konnten. Und wir hatten ja nur zehn Reichsmark pro Person mit an Bord nehmen dürfen.

„Was für ein furchtbarer Zirkus!“, sagte eine Dame mit weißem Sonnenhut, die neben uns stand. „Furchtbar“, wiederholte sie, als hoffte sie, dass irgendjemand es hören und darauf reagieren würde.

Es musste eine Lösung geben. Der Kapitän würde doch nicht zulassen, dass man uns wieder zurückschickte. Er stand auf unserer Seite, er war kein Barbar.

Ich spähte hinüber zu der langen Uferpromenade und fragte mich, ob ich dort je mit Leo und meiner Familie entlanggehen würde.



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